Fallbericht: Equine rezividierende Uveitis (ERU)

Fallbericht: Equine rezividierende Uveitis (ERU)

Dreamline (6 jähriges Warmblut) kam zu uns aufgrund einer chronischen Augenerkrankung, welche durch den Haustierarzt bereits als Equine rezidivierende Uveitis (ERU, früher Periodische Augenentzündung) diagnostiziert wurde. Die Erkrankung schritt bei ihm innerhalb kurzer Zeit drastisch voran und es bildete sich als Sekundärschaden ein Glaukom (grüner Star) sowie eine Endothelitis am linken Auge aus. Die angefangene Therapie brachte keine Besserung mehr und der Haustierarzt befürchtete bereits, dass das Auge nicht mehr zu retten sei.

Periodische Augenentzündung (ERU)

 

Zustand des Auges bei der Erstvorstellung, deutlich zu sehen ist die Trübung im unteren Drittel der Hornhaut, sowie die dunklen Punkte im Bereich der Pupille (Verklebungen der Iris auf der Linse; sog. Synechien)

 

 

 

 

 

In der Eingangsuntersuchung zeigte sich, dass Dreamy leider auf beiden Augen an einer ERU erkrankt war, sich das linke Auge aber bereits in einem weit fortgeschrittenen Stadium befand. Durch die massiven Entzündungsprodukte im Auge selbst war es bereits zu einer Verlegung des Kammerwasserabflusses und infolgedessen zu einem Glaukom gekommen. Durch den permanenten erhöhten Augeninnendruck wurde die innerste Schicht der Hornhaut, das Endothel, ebenfalls geschädigt. Eine Endothelitis lag vor, welche sich durch die hochgradige bläuliche Trübung im ventralen Bereich der Hornhaut zeigt.

Um Dreamy zu helfen, waren mehrere Eingriffe notwendig, doch seine Besitzerin und wir wollten alles dafür tun, dass der liebe Kerl sein Auge behalten konnte!

In der ersten Instanz wurde eine Laserzyklokoagulation durchgeführt. Dieser Eingriff dient dazu, den Augeninnendruck wieder zu senken und das Glaukom zu verringern bzw. zu beseitigen. Leider ist ein Glaukom in den seltensten Fällen heilbar und begleitet ein Pferd ein Leben lang. Wenn der Augeninnendruck aber nicht dauerhaft im Normbereich gehalten werden kann, werden die Netzhaut (Retina) und wie bei Dreamline bereits die Hornhaut geschädigt.

Bei der Laserzyklokoagulation wird mit einem Laserstrahl auf den Ziliarkörper geschossen und dieser punktuell verödet. Der Ziliarkörper ist für die Kammerwasserproduktion verantwortlich. Durch die Verödung wird die Kammerwasserproduktion herabgesetzt. In manchen Fällen kann dieser Eingriff mehrfach nötig sein, um langfristige Erfolge zu erzielen.
Im Anschluss wurde bei Dreamy das linke Auge vitrektomiert und die Verklebungen der Iris an der Linse gelöst. Dies ist ein Eingriff, bei dem der Glaskörper und alle entzündlichen Einlagerungen, sowie Bakterien/-toxine aus dem Auge herausgespült werden. Dieser Eingriff kann nur in Vollnarkose erfolgen, ermöglicht jedoch eine 97%ige Rezidivfreiheit!
Bei Dreamline führten beide Operationen bereits zu einer Besserung der Symptomatik, die Endothelitis der Hornhaut war jedoch weiterhin deutlich sichtbar, obwohl der Augeninnendruck durch die Behandlungen und Augensalben gesunken war.

Daraufhin wurde Dreamy eine Woche später erneut operiert. Diesmal wurde auch das rechte Auge vitrektomiert, da auch hier die Grunderkrankung der equinen rezidivierenden Uvetitis vorlag.
Zeitgleich dazu wurde auf der linken Seite der gesamte geschädigte Bereich in der Hornhaut abgetragen (Keratektomiert). Durch die lange Erkrankung war die Hornhaut bereits sehr brüchig und sie hätte sich nicht mehr von selbst regeneriert. Um den Bereich und das Auge zu schützen, näht man in solch einem Fall einen Bindehautlappen (Bindehautflap, Bindehautlappenplastik) auf die Hornhaut. Dieser Flap wächst in den nachfolgenden Wochen fest in die Hornhaut ein und versorgt sie über Blutgefäße direkt mit allem, was sie benötigt. Im Anschluss wurde erneut eine Laserzyklokoagulation durchgeführt.

Vitrektomie Post OP

 

Hier ist das Auge bereits 14 Tage post OP, die Hornhaut erscheint noch grünlich eingetrübt und der Glaskörper erscheint durch die Pupille noch grünlich getrübt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem langen Eingriff reagierte Dreamy mit einem erneuten Entzündungsschub auf dem linken Auge. Da bei einer Hornhautverletzung kein Cortison ins Auge verabreicht werden darf, gestaltete sich die Therapie nicht einfach und lange Zeit war nicht klar, ob er das Auge doch verlieren würde.

Nach 14 Tagen wurden die Fäden aus dem eingenähten Flap gezogen. Dieser heilte sehr schön in die Hornhaut ein und stabilisierte diese. Der Bereich über dem Flap erschien noch lange Zeit etwas grünlich, das war unter fehlendem Cortison aber durchaus normal. Die weitere Zeit wurde Dreamy mit Salben rund um die Uhr versorgt.
Nach 7 Wochen konnte Dreamline dann endlich nach Hause gehen! Der große Kerl war während der gesamten Zeit bei uns superlieb gewesen und war uns allen ans Herz gewachsen. Beide Augen hatten sich gut entwickelt und mussten nur noch wenige Male am Tag gesalbt werden, sodass die weitere Behandlung auch zuhause durch seine Besitzerin durchgeführt werden konnte.

Periodische Augenentzündung (ERU)

 

Dreamlines linkes Auge zum Zeitpunkt der Nachkontrolle. Schön sichtbar, dass der Flap gut eingeheilt ist und die Hornhaut gänzlich aufgeklart ist.

 

 

 

 

 

 

 

Nach 3 Wochen kam Dreamline dann zur Kontrolle wieder. Sein Auge hatte sich unter der Cortisonbehandlung zuhause nochmals drastisch gebessert, der Innendruck war stabil mit speziellen Tropfen und die Hornhaut hatte sich beruhigt. Wir freuen uns sehr über diese positive Entwicklung und wünschen ihm und seiner Besitzerin, dass er sein Auge so lange wie möglich behalten darf!