Über Jahrhunderte hinweg hat das Pferdegebiss sich an die Lebensweise des Pferdes als Pflanzenfresser angepasst. In freier Wildbahn beschäftigt sich das Pferd bis zu 18 Stunden am Tag mit der Futteraufnahme. Um einen kontinuierlichen Abrieb zu gewährleisten haben die Pferdezähne eine lange Krone und anders als beim Mensch „wachsen“ diese lebenslang. Bei der Geburt haben die meisten Fohlen schon 16 Milchzähne. Ein vollständiges bleibendes Gebiss ist aber erst im Alter von 5-6 Jahren ausgebildet. Abhängig von der Anzahl der Hengst- und Wolfszähne hat ein erwachsenes Pferd 36-44 bleibende Zähne.
Im Alter von 1-2 Wochen haben Fohlen 16 Milchzähne:
- 4 Milchschneidezähne
- 12 Milchbackenzähne
Im Alter von 6 Monaten sind bei den Fohlen alle Milchzähne vorhanden:
- 12 Milchschneidezähne
- 12 Milchbackenzähne
Im Alter von 5 Jahren haben die meisten Pferde alle bleibenden Zähne:
- 12 Schneidezähne (Incisivi)
- 0-4 Hengstzähne oder Eckzähne (Canini)
- 0-4 Wolfszähne
- 24 Backenzähne (12 Prämolaren und 12 Molaren)
Der Pferdezahn besteht aus drei Abschnitten: einer Krone, einer Reservekrone und einer Wurzel. Der Zahn wird im Laufe des Lebens kontinuierlich abgerieben (2-3 mm pro Jahr) und gleichzeitig aus dem Zahnfach nachgeschoben. Die Reservekrone im Kieferknochen wird dadurch immer kürzer, wobei die Länge der eigentlich sichtbaren Krone unverändert bleibt. Deswegen scheint der Zahn lebenslang zu wachsen.
Die oberen Backenzähne sind beim Pferd ca. 50% breiter als die unteren. Dadurch liegen die oberen und unteren Zahnreihen nicht direkt aufeinander (auch Anisognathie genannt). Dieses Phänomen führt zusammen mit dem typischen Kaubewegungsmuster des Pferdes zur Bildung scharfer Kanten. Da Pferde heutzutage anstatt von rauen Gräsern mit relativ weichem Heu und Kraftfutter, nur dosiert gefüttert werden, können sie die Kanten nicht mehr selbst abnutzen. Am häufigsten bilden sich solche Kanten an den Außenseiten (zur Backe hin) der oberen Backenzähnen und an den Innenseiten (zur Zunge hin) der unteren Backenzähne. Dieses Phänomen tritt bei über 90% der Pferde auf. Um die Schleimhautverletzungen, die durch den scharfen Zähne verursacht werden, zu vermeiden ist eine regelmäßige Zahnbehandlung die einfachste Lösung.