Wiederkehrende Kolik

Wiederkehrende Kolik

Wiederkehrende Kolik aufgrund eines gutartigen Tumors im Bauch

Ein 11-jähriger Islandwallach wurde bei uns wegen Kolik vorgestellt. Weil er immer wieder Koliken zeigte, war er schon auf Magengeschwüre behandelt worden, aber ohne anhaltenden Erfolg. Bei den Koliken konnte nie eine richtige Ursache festgestellt werden, weshalb bei uns in der Klinik eine Magenspiegelung und ein Ultraschall vom Bauchraum (Abdominalultraschall) durchgeführt wurden. Alles ohne richtiges Ergebnis.

Der Wallach war zuhause weiterhin immer wieder in sich gekehrt, stellte sich oft zum Pinkeln hin, kolikte immer wieder milde, z.B. saß er dann mal in „hundesitziger Stellung“ oder lag in Brustlage oder auf der Seite. Seine Darmgeräusche waren meistens in Ordnung, die Haustierärzte konnten keine Verstopfung, Aufgasung oder Verlagerung des Darms feststellen, aber dennoch halfen die üblichen Kolikmedikamente (Buscopan und Metamizol) manchmal gar nicht oder erst nach wiederholter Gabe.

Als er deshalb wieder zu uns in die Klinik kam, wurde noch einmal ein Bauchultraschall durchgeführt. Diesmal wurde unsere Internistin und Kolikchirurgin, Dr. Rosa Barsnick, fündig – ein rundes, 6 cm im Durchmesser großes, gekammertes Gebilde war im unteren Bauchbereich sichtbar, vermutlich ein Tumor. Damit konnte die Entscheidung zur Operation getroffen werden, denn wir hofften natürlich, dass dieser Tumor entfernt werden könnte.

So war es glücklicherweise auch, der Tumor lag der Dünndarmwand an und ließ sich gut herausoperieren. Der Wallach erholte sich schnell vollständig von der OP. Der Tumor wurde zur Untersuchung in ein pathologisches Labor geschickt und stellte sich als gutartiges Myxom (Geschwulst des Bindegewebes) heraus. Vermutlich hatte der Tumor durch sein Gewicht am Dünndarm „gezogen“ und Schmerzen (Kolik) verursacht, vielleicht war sogar zeitweise die Darmpassage durch den Tumor gestört und hat so zu Koliksymptomen geführt.

Dieser Fall zeigt sehr eindrücklich, dass es bei einem Pferd allein aufgrund der Größe des Tieres und auch wegen der Beweglichkeit des Pferdedarms nicht immer einfach ist, die Ursache für wiederkehrende Koliken zu finden. An einem Tag kann man mit dem Ultraschall nichts abnormes finden, an einem anderen Tag vielleicht aber schon. Der Ultraschall kann nämlich nur maximal 30cm tief in den Bauch eindringen, und dies auch nur, wenn kein Dickdarm „im Weg“ liegt. Somit bleibt einem alles, was tiefer im Bauchraum liegt, verborgen. Auch bei der rektalen Untersuchung kann man nicht den gesamten Bauchraum abtasten. Und weil ein Pferdebauch grundsätzlich nicht in ein CT oder MRT passt, bleibt dann oft nur noch die Probelaparotomie (geplante Kolik-OP), um die Ursache zu finden. In diesem Fall war der Tumor zufällig bei der zweiten Ultraschalluntersuchung sichtbar, weil er vermutlich mit dem Darm nach außen gewandert war. So bestand schon durch den Ultraschall ein sicherer Verdacht auf eine Geschwulst, und in der Laparotomie (Bauchhöhlenoperation) konnte der vermutete Tumor erfolgreich entfernt werden.

 

Ultraschallbild vom Tumor

Tumor US


 

Tumor am Dünndarm

Tumor OP


 

Der Islandwallach 1,5 Jahre später glücklich und zufrieden

Fengur