Schwere Melanomatose („ Schimmelkrebs “)

Schwere Melanomatose („ Schimmelkrebs “)
Management einer schweren Melanomatose („ Schimmelkrebs “)

„Primedancer“ ist ein mittlerweile 28-jähriger Schimmelwallach, der aufgrund von Fieber, Inappetenz und Kolik bei uns an der Klinik wiederholt in Behandlung war.

PrimedancerBei der Erstvorstellung war der allgemeine Ernährungszustand des Wallachs mäßig. Zudem hatte er unzählige Melanome über den ganzen Körper verteilt. Wir fanden diese an den typischen Körperstellen: der Unterseite der Schweifrübe, am Anus, aber auch einige am Kopf und sogar an Hals und seitlicher Brustwand konnten die harten, teilweise gräulich-schwarzen „Knubbel“ gesehen und gefühlt werden. Auch bei der rektalen Untersuchung konnten im Bauchraum und im Becken mehrere Umfangsvermehrungen gefühlt werden, bei denen es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch um Melanome handelte. Zudem lag eine sogenannte Splenomegalie vor. Das bedeutet, dass seine Milz viel größer als normal ist.

Auch bei wiederholten Untersuchungen von „Primedancer“ hatte sich an der Splenomegalie nichts geändert. Außerdem waren der Verlauf des Fiebers und die durchgeführten Blutuntersuchungen nicht typisch für einen viralen oder bakteriellen Infekt. Deshalb mussten wir davon ausgehen, dass die vorliegende Melanomatose zu paraneoplastischen Symptomen führte. Das bedeutet, dass das Fieber und die Splenomegalie (also die große Milz) Begleitsymptome der gestreuten Tumoren sind.

Melanome sind Tumore, die aus malignen, also bösartigen, entarteten Melanozyten (Pigmentzellen) entstehen. Sie können prinzipiell bei allen Pferden auftreten, sind aber am häufigsten bei Schimmeln festzustellen, weil die Fellfarbe Schimmel genetisch mit Melanombildung verlinkt ist. Solange diese Tumore das Pferd nicht stören (z.B. beim Kot- oder Harnabsatz) werden sie gut toleriert. Wird eine Entfernung einzelner Melanome jedoch angestrebt, sollte diese frühzeitig durchgeführt werden, bevor aufgrund der zunehmenden Größe eine Entfernung zu schwierig oder – im schlimmsten Fall – gar nicht mehr möglich ist. Sind bereits innere Organe betroffen, ist eine Entfernung unmöglich, wozu auch die häufig betroffenen Speicheldrüsen gehören. Viele jahrelang von Melanomen betroffene Pferde sterben an den Folgen von Melanomatose der inneren Organe (Bauchraum, Rückenmark, usw.).

Aufgrund der Anzahl, der Verteilung und der Größe der Melanome gab es für „Primedancer“ keine Möglichkeit einer chirurgischen Entfernung, weshalb der Schimmel seither mit Kortison behandelt wird, was bei Pferden bei Krebserkrankungen eine gute Möglichkeit darstellt, die Lebensqualität wieder herzustellen und die paraneoplastischen Symptome (Fieber, Schmerzen, schlechter Allgemeinzustand) zu kontrollieren.

Nach fast einem Jahr (und einer mittlerweile sehr niedrigen Dosierung des Kortisons) hat „Primedancer“ ordentlich an Gewicht zugenommen, bockt und galoppiert auf der Weide mit seinen Kumpels herum und ist putzmunter.

Wir freuen uns, dass seine Besitzerin ihn nicht aufgegeben hat und ihm eine wunderbare Rente gönnt. Wir wünschen dem sympathischen Senior und seiner Besitzerin weiterhin so viel Freude am Zusammensein!

 

Zur frühzeitigen Behandlung von Melanomen lesen Sie auch hier: https://www.pferde-klinik.de/fachgebiete/onkologie.html