Szintigraphie

Szintigraphie
Die Skelettszintigraphie – Eine „Landkarte“ Ihres Pferdes

Die Szintigraphie ist eine nuklearmedizische Untersuchung, die zum Nachweis von Stellen mit erhöhtem (Knochen-)Stoffwechsel dient. Sie steht uns in der Pferdeklinik seit November 2007 zur Verfügung und hilft vor Allem bei der Suche nach der Ursache von schwer auffindbaren, unklaren, multiplen, plötzlich auftretenden oder immer wiederkehrenden Lahmheiten oder auch bei Rittigkeitsproblemen. Mit ihrer Hilfe können Rückschlüsse auf Entzündungen und Erkrankungen gezogen werden und bei der Diagnose von schwer zu entdeckenden Problemen eine große Hilfe sein. Insbesondere bei Schmerzenursachen im Bereich des Kopfes, der Wirbelsäule und auch dem Kreuzbein-Darmbeingelenk und im Becken ist die Szintigraphie hilfreich, da unsere selten sprechenden Patienten uns zu wenig Anhaltspunkte für eine klare Diagnose liefern.  

Das Verfahren im Überblick 

Die Szintigraphie wird in der Tiermedizin überwiegend als Skelett- bzw. Knochenszintigraphie angewandt. Hierbei wird eine leicht radioaktive Substanz die schnell zerfällt (Technetium-99) mit einem Trägerstoff vermischt und dem Pferd injiziert.

Der Knochen unterliegt einem ständigen Abbau von alten und Aufbau von neuen Knochenzellen. Da die Knochenaufbauzellen gerne eine Verbindung mit dem Polyphosphat eingehen, wird dieses zusammen mit dem Technetium dort vermehrt angelagert. An Stellen die einen erhöhten Stoffwechsel aufweisen, wie z.B. bei Entzündungsprozessen, Fissuren (Haarrisse in einem Knochen), Frakturen, knöcherne Reaktionen (z.B. Arthrose), Bänderan- oder abrissen aber auch bei Wachstumsprozessen, konzentriert sich entsprechend mehr Technetium. Die ausgesandte Gammastrahlung wird von einer speziellen Kamera gemessen und dann zu einem Bild verarbeitet. Bereiche mit einem erhöhten Knochenstoffwechsel lassen eine deutlich intensivere Strahlung auf den Aufnahmen erkennen So werden auch entzündliche Prozesse erkannt, die noch keine röntgenologisch darstellbaren Veränderungen (z. B. Zubildungen am Knochen) verursacht haben. Dies ist bei Rittigkeitsproblemen, unklaren Lahmheiten, plötzlich auftretenden oder immer wiederkehrenden Problemen hilfreich. Außerdem kann festgestellt werden, ob vorhandene Veränderungen am Knochen (z. B. Spatzubildungen) noch aktiv und somit schmerzhaft sind oder ob dieser Prozess mittlerweile als symptomlos eingestuft werden kann.

Da das Technetium bereits nach sechs Stunden um die Hälfte abgebaut wird (Halbwertszeit), kann der Patient nach zwei Tagen strahlungsfrei die Isolierbox verlassen.

Die Knochenszintigraphie ist ein besonders gutes Hilfsmittel für Erkrankungen im Bereich der Wirbelsäule, des Rückens und des Beckens, die durch herkömmliche Untersuchungsmethoden kaum zugänglich sind.

Auf Basis der Ergebnisse ist im Anschluss immer eine weiterführende Diagnostik durchzuführen, da die Szintigraphie nur als eine „Landkarte“ anzusehen ist. Das heißt, man kann das Problem genau lokalisieren, muss die Ursache aber in weiterführenden Verfahren herausarbeiten, z. B. durch Röntgen– oder Ultraschallaufnahmen.

Was passiert mit meinem Pferd bei einer Szintigraphie? 

Ein reibungsloser zeitlicher Ablauf der Untersuchung ist wichtig um am Ende aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Um dies zu garantieren ist es nötig, dass Ihr Pferd einen Tag zuvor von Ihnen in die Klinik gebracht wird. Am Morgen der Untersuchung wird es longiert (von unserem Klinikpersonal und sofern es die Erkrankung zulässt) um auch die weniger gut durchbluteten Bereiche des Körpers anzuregen, wie z. B. die Hufe. Diese Vorbereitung ist nötig, da das Mittel über die Blutbahn verteilt wird und nur so in alle Körperareale gelangt.

Daraufhin bekommt das Pferd das Technetium intravenös verabreicht. Dann werden Hufschuhe übergezogen, das Pferd wird einbandagiert und im Winter auch eingedeckt um die gute Durchblutung weiterhin zu gewährleisten.

Nach ca. zwei Stunden hat sich das gesamte Technetium aus der Blutbahn an den Knochen angelagert.

In unserer Klinik wird die Szintigraphie nicht am narkotisierten Pferd durchgeführt, es muss lediglich leicht sediert werden. Bei einer Ganzkörperszintigraphie beträgt die Dauer der Untersuchung ca. 2 ½ – 3 Stunden. Sie kann variieren, je nachdem welche Bereiche szintigraphiert werden.

Da jedes Tier einen unterschiedlichen Knochenstoffwechsel hat, kommen wir nicht umhin, immer auch das gesunde Bein zu untersuchen. So sind wir in der Lage durch vergleichende Betrachtungen auch jede kleine Veränderung zu erkennen.

Im Anschluss an die Szintigraphie sollte Ihr Pferd zwei Tage keinen Kontakt zu Artgenossen oder Stallpersonal haben (Untersuchungs- und der folgende Tag), da es in dieser Zeit noch Strahlung abgibt. Natürlich wird auch in diesem Zeitraum die tägliche Pflege und Versorgung gewährleistet. Der Kontakt wird jedoch so gering wie möglich gehalten. Auch den Besitzern wird während dieses Zeitraums nicht gesattet zu Besuch zu kommen. Dies ist dasselbe Verfahren wie in der Humanmedizin. Auch die Menschen, bei denen z. B. eine Schilddrüsenszintigraphie gemacht wurde, dürfen zwei Tage lang keinen Besuch erhalten, um möglichst wenige Personen mit der Strahlung zu belasten. Diese Auflagen sind uns von dem zuständigen Strahlenschutzamt auferlegt worden und werden in unregelmäßigen Abständen überprüft.

Wie geht es danach weiter?

Wurden alle Aufnahmen bewertet, setzt sich der behandelnde Tierarzt mit Ihnen in Verbindung und bespricht die weitere Vorgehensweise. In der Regel werden nach Ablauf der Abstrahlungsphase Röntgen- oder Ultraschallbilder angefertigt, um die szintigraphischen Befunde zu differenzieren. In der Szintigraphie werden diese nur lokalisiert, die Ursache, ob es ein Knochen- oder Weichteil- bzw. Sehnenproblem ist, muss noch bestimmt werden. Wurde eine Diagnose gestellt, so wird diese mit Ihnen besprochen und die weitere Behandlung festgelegt.

Wurden Sie von Ihrem Haustierarzt zu uns überwiesen, so erstellen wir auf Wunsch Ihnen und Ihrem Arzt einen Bericht. Dieser beinhaltet eine Erläuterung der einzelnen Befunde anhand der relevanten Aufnahmen. Wurden Röntgenbilder oder Ultraschallaufnahmen erstellt, werden diese auch mit in den Bericht aufgenommen. Per Email können wir leicht einen „Link“ zum gesamten Bildmaterial ihres Pferdes versenden.

Anhand dieser Erläuterungen kann Ihr Haustierarzt die weitere Untersuchung vornehmen. Ist aufgrund der Befunde ein weiterführender Klinikaufenthalt notwendig, so wird Ihr Haustierarzt dennoch weiter informiert, um die Nachversorgung zu gewährleisten und um für die normale Betreuung über genug Informationen zu verfügen.

Bei Fragen, Anregungen, Terminvereinbarungen oder einfach zur Beratung stehen wir Ihnen telefonisch wie auch unter szintigraphie@pferde-klinik.de jederzeit gerne zur Verfügung.